Die FREIEN BAUERN Niedersachsen bleiben auch nach Neuausweisung der angeblich nitratbelasteten Gebiete bei ihrer Ablehnung des Verfahrens und aller damit verbundenen Produktionseinschränkungen. „Die heute in Kraft getretene Vergrößerung der so genannten roten Gebiete in unserem agrarisch geprägten Bundesland auf knapp ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist fachlich durch nichts zu rechtfertigen“ sagte Christian Linne, Mitglied der Landesvertretung der FREIEN BAUERN: „Die Gebietskulisse beruht großenteils nicht auf realen Grundwasserbelastungen, sondern auf fragwürdigen Rechenmodellen, nach denen es aufgrund der Bodenverhältnisse dort irgendwann möglicherweise zu Grundwasserbelastungen kommen kann.“ Statt die bekannten maroden Messstellen zu erneuern oder sie an sinnvollen Standorten neu zu errichten, wie von den FREIEN BAUERN gefordert, habe die Landesregierung stumpf Bundesvorgaben umgesetzt, kritisiert der 50jährige Ackerbauer aus Sottmar im Braunschweiger Land und fragt: „Geht es hier wirklich noch um den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen oder muss nicht in diesem Fall das Grundwasser dafür herhalten, um ideologische Zielsetzungen wie zehn Prozent Bioanbau zu erreichen?“
Besonders empört die FREIEN BAUERN, dass durch die in den roten Gebieten zwangsweise verringerte Düngung auch die Erzeugung von Lebensmitteln aus heimischer Landwirtschaft absehbar zurückgehen wird. „Ich ackere seit Jahren in einem Wasserschutzgebiet, wo wir schon immer sehr präzise gedüngt und über freiwillige Vereinbarungen mit dem Wasserversorger angepasst gewirtschaftet haben – der ohnehin niedrig angesetzte Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser wurde hier jedenfalls nie überschritten“, berichtet Linne: „Jetzt dürfen wir wegen einer einzigen zweifelhaften Messstelle nur noch 80 Prozent der von den Pflanzen benötigten Nährstoffe ausbringen mit dem Ergebnis, dass wir deutlich weniger ernten und vermutlich keine Backqualität mehr erreichen werden.“ Eine große, am Rande des roten Gebietes ansässige Mühle wird sich daher mit Getreide aus anderen Regionen versorgen müssen, befüchtet der Landwirt.
Nachdem die politischen Bemühungen um eine korrekte Ausweisung der roten Gebiete weitgehend folgenlos geblieben sind, prüft jetzt Linne den Rechtsweg und bittet alle betroffenen Berufskollegen, sich mit den Möglichkeiten einer Normenkontrollklage auseinanderzusetzen: „Ob die Klage für den Betrieb Erfolgsaussichten hat, hängt stark von der ausschlaggebenden Messtelle und den örtlichen Gegebenheiten ab, kann aber aufgrund einer Reihe von Informationen relativ gut im voraus abgeschätzt werden.“ Die Landesvertretung der FREIEN BAUERN Niedersachsen berät Mitglieder, die diesen Weg in Erwägung ziehen, und wünscht sich, dass durch den rechtlichen Widerstand auch die politische Diskussion über ein vernünftiges Miteinander von Landwirtschaft und Gewässerschutz neu belebt werden kann.