Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben alle aktiven Landwirte davor gewarnt, sich von der massiven Kampagne großer Konzerne für die neue Gentechnik blenden zu lassen. „Die morgen in Berlin von Landwirtschaftsverlag und Bayer angebotene Dialogveranstaltung zum Crispr/Cas-Verfahren zeigt beispielhaft, wie uns die Industrie vorgaukelt, wir könnten angesichts von Hunger und Klimawandel nicht mehr auf ihre Neuentwicklungen verzichten“, kritisiert Ralf Ehrenberg von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN. In Wirklichkeit habe Deutschland, bezogen auf die Flächenproduktivität, im weltweiten Vergleich eine der leistungsfähigsten Landwirtschaften, so der 51jährige Ackerbauer aus dem hessischen Ziegenhagen: „Und wir wirtschaften vor allem deshalb so erfolgreich, weil wir Eigentümer der eingesetzten Pflanzen und Tiere sind und keine Lizenznehmer multinationaler Konzerne.“
Derzeit werde in zahllosen Publikationen und Veranstaltungen die These vertreten, das Crispr/Cas-Verfahren sei lediglich eine Züchtungstechnologie und würde weitaus weniger ins Erbgut eingreifen als die alte Gentechnik, beschreibt Ehrenberg die Strategie der Befürworter: „Allerdings beantwortet niemand die nahe liegende Frage, weshalb für auf diese Weise entstandene Neuentwicklungen, anders als bei herkömmlichen Sorten, regelmäßig Patente beantragt und erteilt werden.“ Keine Überraschungen erwarten die FREIEN BAUERN daher morgen in Berlin. Der Landwirtschaftsverlag habe vier ausgewiesene Gentechnik-Lobbyisten eingeladen, eine bestenfalls unbedarfte Verbandsfunktionärin … und um Ausgewogenheit zu simulieren dürfe sich ausgerechnet die im Berufsstand unbeliebte Staatssekretärin aus dem grünen Bundeslandwirtschaftsministerium mit einer Gegenposition versuchen. Ehrenberg: „Das wird Gentechnik-Propaganda vom feinsten. Ich wette, dass keiner der Teilnehmer die Eigentumsproblematik auch nur anspricht.“
So lange Patentschutz in der Europäischen Union auch lebende Organismen umfasst, verbiete sich ein Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft schon aus ökonomischen Gründen, meinen die FREIEN BAUERN. „Das Eigentum an den Pflanzen und Tieren ist ein Grundpfeiler unserer unternehmerischen Freiheit“, unterstreicht Ehrenberg die landwirtschaftliche Sicht auf das Thema und sieht bislang auch keine praktischen Vorteile: „Alle mir bekannten produktionstechnischen Effekte lassen sich genauso wirksam oder besser mit konventionellen Methoden erreichen – vorausgesetzt natürlich, man versteht etwas von Ackerbau.“ Die großspurigen Versprechungen der Industrie, mithilfe von Gentechnik könnten Hunger oder Klimawandel bekämpft werden, seien inzwischen zwanzig Jahre alt, ohne das irgendwo auf der Welt erkennbare Fortschritte erzielt worden wären. Bei ihrer praktischen Anwendung vor allem in Amerika habe sich stets nur die Abhängigkeit der Landwirte von den Konzernen vergrößert.