Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, haben Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vor einer gefährlichen Fehlsteuerung gewarnt. „Die Mehrwertsteuer für Fleisch auf 19 Prozent zu erhöhen und gleichzeitig die Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse komplett abzuschaffen, wäre das genaue Gegenteil der von den Grünen bisher so hochgehaltenen Regionalität“, sagte Jann-Harro Petersen von den FREIEN BAUERN Schleswig-Holstein. Während sich Deutschland bei Fleisch selbst versorgen könne, werde das hierzulande verbrauchte Obst und Gemüse derzeit zu mehr als 70 Prozent eingeführt, klärt der 44jährige Milchviehhalter aus dem nordfriesischen Tating auf: „Ozdemir würde mit dieser Strategie also unter hohen Standards erzeugte heimische Lebensmittel verteuern und Billigimporte aus dem Ausland weiter verbilligen.“ Das sei weder sozial verträglich noch klimapolitisch verantwortbar, insbesondere wenn man bedenkt, dass bei Obst und Gemüse vor allem Wasser transportiert wird.
Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Agrarmärkte hätten gezeigt, dass regionale Versorgung mit Lebensmitteln in den Mittelpunkt der Agrarpolitik rücken müsse, so Petersen: „Wir fordern seit langem eine Reduzierung der Soja-Importe aus Übersee, um unseren Ackerbau zu stärken und unsere Tierhaltung auf eigener Futterbasis zu stabilisieren, und wir würden natürlich auch ein großangelegtes Siedlungsprogramm begrüßen, mit dem neue Betriebe im Obst- und Gemüsebau entstehen.“ In der gegenwärtigen Krise seien nicht ideologische Scheuklappen gefragt, sondern konstruktive Vorschläge für deutsche Ernährungssouveranität, meinen die FREIEN BAUERN und wünschen sich von Özdemir mehr Interesse an den praktischen Konsequenzen von Politik. Der von Zukunftskommission und Borchert-Kommission geplante radikale Abbau der Tierhaltung passe jedenfalls nicht mehr in eine Zeit, in der die Versorgungslücke nicht beliebig durch Weltmarktüberschüsse geschlossen werden kann, ist Petersen überzeugt: „Wer die heimische Landwirtschaft schwächt, riskiert Hunger und soziale Spannungen – auch in unserem Land.“