Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, haben die Forderung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach nach einer drastischen Reduzierung des Fleischkonsums aus Gesundheits- und Klimaschutzgründen als „pseudowissenschaftliche Wichtigtuerei“ zurückgewiesen. „Unsere Nutztiere können mit ihrer Atmung gar nicht mehr Treibhausgase ausstoßen als ihre Futterpflanzen vorher durch Photosynthese gebunden haben“, erklärt Reinhard Jung, Politikreferent der FREIEN BAUERN und selber Biolandwirt aus dem brandenburgischen Lennewitz: „Sicher ist ein übermäßiger Fleischkonsum nicht gesund – man sollte sich generell nicht überfressen – aber Herr Lauterbach ist hoffentlich auch aufgefallen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung trotz unserer gegenwärtigen Ernährungsgewohnheiten steigt.“
Klimaschädliche Auswirkungen habe ausschließlich die Einfuhr von Tierfutter aus Übersee, vor allem von Soja aus Ländern, in denen dafür der tropische Regenwald gerodet werde, argumentiert Jung: „Ohne diese Importe würden wir vielleicht 10 Prozent weniger Fleisch produzieren, aber nicht die 80 Prozent, von denen Lauterbach spricht.“ Ein erheblicher Rückgang der Tierhaltung in Deutschland würde im Gegenteil die Versorgungssicherheit gefährden, weil dadurch Produktionsreserven ungenutzt blieben und natürliche Kreisläufe unterbrochen würden, mahnen die FREIEN BAUERN. Jung: „Nur mit Tieren sind wir in der Lage, Gras, Ackerfutter und nicht backfähiges Getreide aus regionaler Produktion zu verwerten, und erhalten gleichzeitig die organischen Dünger Mist, Gülle und Jauche, deren Wert uns gerade bei der aktuellen Düngerknappheit bewusst wird.“
Wer die heimische Tierhaltung und ihre hohe Bedeutung für die Nahrungsmittelversorgung ohne Kenntnis der Zusammenhänge schlechtrede, handele unverantwortlich, so Jung: „Wir haben von Herrn Lauterbach schon genug ertragen und würden es sehr begrüßen, wenn dieser Minister seine Fehleinschätzungen nicht auch noch auf die Landwirtschaft ausdehnt.“