Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, haben die Bundesregierung zu einer grundsätzlichen Kehrtwende in der Agrarumweltpolitik aufgefordert. „Die Stillegung wertvoller Ackerflächen in unserer Gunstregion durch die bevorstehende GAP-Reform ist eine ökologische Sünde, weil sie einen Anstieg der Agrarimporte aus Übersee nach sich zieht und damit Hunger und Umweltzerstörung in anderen Teilen der Welt“, kritisiert Ralf Ehrenberg von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN. Wenn bei gleich bleibendem Verbrauch die Lebensmittelerzeugung hierzulande gesenkt werde, schaffe das Platz für genau diejenigen Agrarüberschüsse, die gegenwärtig durch Brandrodung am Amazonas entstehen, so der 50jährige Ackerbauer aus dem hessischen Ziegenhagen: „Um uns regional zu versorgen, brauchen wir keine Extensivierung, sondern eine ökologische Intensivierung unserer Landwirtschaft.“
Als ersten Baustein schlagen die FREIEN BAUERN ein freiwilliges Programm für Hecken und Baumreihen vor, die nicht nur vernetze Lebensräume für Wildpflanzen und Wildtiere schaffen, sondern auch Erosionsschutz und Mikroklima in der Kulturlandschaft verbessern. „Das verbraucht kaum Fläche, und wir könnten hochproduktiv weiter wirtschaften“, begründet Ehrenberg. Der zweite Baustein der ökologischen Intensivierung wäre ein rigoroser Importstopp für gentechnisch verändertes Soja, wodurch sich die Nutzierbestände zwangsläufig der heimischen Futtergrundlage anpassen müssten, erläutert Ehrenberg: „Dann würden sich Eiweißfutterpflanzen in der Fruchtfolge ganz schnell wieder lohnen.“ Als dritten Baustein wünschen sich die FREIEN BAUERN staatliche Anreize zur Gründung neuer Kleinbetriebe, die unter intensiver Flächenausnutzung die in Deutschland fehlenden Produkte Obst und Gemüse, Schaffleisch und Honig erzeugen. Ehrenberg: „Solche Neusiedlung könnte ökologisch denkenden jungen Menschen ohne Hof Chancen eröffnen, selber praktisch tätig zu werden.“
Die 2023 in Kraft tretende GAP-Reform mit ihren großräumigen Flächenstillegungen und kleinkarierten Produktionsauflagen setze dagegen auf einen Rückgang der heimischen Produktion, beklagt Ehrenberg: „Dass die planmäßige Verunkrautung von Feldern oder Vernässung von Wiesen ökologisch vorteilhaft sein soll, sehen wir als Ausdruck dekadenter Denkverweigerung.“ Von der neuen Bundesregierung erwarten die FREIEN BAUERN deshalb eine konstruktive Diskussion über die Reform der Reform, und zwar so schnell wie möglich. Ehrenberg: „Eine Agrarumweltpolitik, die diesen Namen verdient, muss die Ernährung der Menschen in Einklang bringen mit dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Das geht aber nicht mit immer weniger Bäuerinnen und Bauern.“
Stellungnahme der FREIEN BAUERN Niedersachsen zur Umsetzung der GAP-Reform auf Landesebene