Der Handelsverband Lebensmittel wird kurzfristig versuchen, die im September abgebrochenen Gespräche zwischen Lebensmitteleinzelhandel und protestierenden Landwirten wieder in Gang zu bringen – das haben Vertreter von LSV Deutschland und FREIEN BAUERN gestern bei einem Treffen vor dem Edeka-Zentrallager Wiefelstede vereinbart, an dem unter anderem Edeka-Spitzenmanager Gottfried von Laue teilnahm. Unterstützt wird das Bemühen um bessere Erzeugerpreise von der niedersächsischen SPD-Landtagsabgeordneten Karin Logemann, die am selben Abend die Mahnwache in Wiefelstede besuchte und mit den Bauern darüber diskutierte, durch welche politischen Entscheidungen die Stellung der Landwirtschaft in der Wertschöpfungskette verbessert werden kann.
„Durch unsere Vereinbarung gibt es jetzt wieder eine echte Chance, die Arbeitsgruppen des Agrardialogs in erweiterter Besetzung fortzuführen und damit bei den Themen Herkunftskennzeichnung und Dreiecksverträge inhaltlich weiter zu kommen“, sagte Peter Guhl von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN nach dem fast sechsstündigen Meinungsaustausch auf dem Edeka-Gelände: „Die Arbeitsgruppen sollten jetzt zügig tagen und ihre bereits detailliert entwickelten Konzepte soweit vervollständigen, dass wir im Januar 2022 Nägel mit Köpfen machen können. Für den Verbraucher muss am Lebensmittel auf den ersten Blick erkennbar sein, aus welchem Land die landwirtschaftlichen Rohstoffe stammen. Und bei Milch und Fleisch brauchen wir endlich direkte Verträge unter Einbeziehung der Verarbeiter, die uns Landwirten eine verlässliche ökonomische Perspektive bieten.“
„Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sind mit Herkunftskennzeichnung, Lieferbeziehungen und Kartellrecht eine ganze Reihe wichtiger Anknüpfungspunkte enthalten, mit denen wir die Rahmenbedingungen für den Absatz unserer Produkte positiv beeinflussen können“, fasste Jann-Harro Petersen, Ansprechpartner der FREIEN BAUERN aus Schleswig-Holstein, die Ergebnisse des Gesprächs mit Karin Logemann zusammen: „Wir waren uns einig, dass funktionierende Märkte allen Beteiligten eine ausreichende Entlohnung für ihre Arbeit ermöglichen müssen. Sollte über die angestrebten Vereinbarungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel nicht schnell Geld auf die Höfe kommen, brauchen wir dringend gesetzliche Regelungen zur Wiederherstellung eines fairen Wettbewerbs.“