Die FREIEN BAUERN, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, haben sich zurückhaltend zum Koalitionsvertrag geäußert: „Sicher wäre wünschenswert gewesen, wenn die Vereinbarung ein klares Bekenntnis zum bäuerlichen Familienbetrieb als der ökonomisch und ökologisch überlegenen Agrarstruktur enthalten hätte“, sagte Alfons Wolff, Bundessprecher der FREIEN BAUERN. Ohne viele selbständige Landwirte, die mit eigener Hände Arbeit ihre eigenen Höfe bewirtschaften, führe die von der Ampel angestrebte Ökologisierung zu einer Extensivierung und Produktionsverlagerung nach Übersee, mahnt der 61jährige Ackerbauer aus Hohenthurm in Sachsen-Anhalt: „Andererseits sehe ich die vielen vagen Formulierungen im Koalitionsvertrag als Chance, durch ehrliche und konstruktive Interessenvertretung in den kommenden vier Jahren Schlimmeres zu verhindern oder gar Gutes zu erreichen. Dass die Grünen die neue Gentechnik aus dem Papier herausgehalten und die Liberalen ein Bestandsmanagement für den Wolf hineinverhandelt haben, zeigt dass in dieser politischen Konstellation durchaus Ergebnisse zugunsten unseres Berufsstandes möglich sind.“
Kritisch sehen die FREIEN BAUERN die Absichtserklärung, ein finanzielles System zum Umbau der Tierhaltung einzuführen. „Staatlich geförderte Stallbauprogramme haben bisher immer das Größenwachstum unterstützt und kleine Betriebe verdrängt“, warnt Wolff. Auch die geplante Verdreifachung der Ökolandbaufläche innerhalb von nur zehn Jahren hält er für problematisch: „Wenn der Markt diese Mengen nicht aufnimmt, werden unsere Ökobauern noch abhängiger von öffentlichen Geldern.“ Um die ökonomischen Bedingungen für eine regionale bäuerliche Landwirtschaft zu verbessern, sollte die nächste Bundesregierung statt dessen konkrete Maßnahmen gegen den Preisdruck durch Importe und Monopole ergreifen, die im Koalitionsvertrag bisher allerdings nur andeutungsweise enthalten sind, so der FREIE-BAUERN-Chef: „Die eigentliche berufspolitische Arbeit fängt jetzt erst an.“