Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben sich für eine grundlegende Reform des Sortenschutzes ausgesprochen und in diesem Zusammenhang ihre Ablehnung der neuen Gentechnik bekräftigt. „Das jahrhundertealte Recht des Landwirts, aus der eigenen Ernte Saatgut zu gewinnen und nachzubauen, muss vollumfänglich wieder hergestellt werden“, verlangt Ralf Ehrenberg von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN für die neue Legislaturperiode. Gleichzeitig sollte es ein Moratorium gegen die Zulassung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen geben, damit die Landwirtschaft nicht in Abhängigkeit von wenigen Patentinhabern gerät, wünscht sich der 50jährige Ackerbauer aus dem hessischen Ziegenhagen: „Das Eigentum an Nutzpflanzen und Nutztieren ist ein Grundpfeiler unserer unternehmerischen Freiheit und darf keinesfalls weiter beschränkt werden.“
Mit Sorge beobachten die FREIEN BAUERN zunehmende Anstrengungen aus Industrie und Wissenschaft, die neue Methode der Genschere als technisches Allheilmittel anzupreisen. Dass angeblich nur damit die Probleme des Klimawandels gelöst werden könnten, leuchtet Ehrenberg nicht ein: „Meines Wissens gibt es für alle Klimazonen angepasste leistungsstarke Sorten, die erfolgreichen Ackerbau ermöglichen.“ Auch die von einem Konsortium aus Pflanzenzuchtunternehmen angekündigte Entwicklung von pilztolerantem Weizen sieht Ehrenberg in diesem Kontext: „Das ist zwar alles noch Theorie, passt aber auf beängstigende Weise zusammen mit der gegenwärtigen staatlichen Praxis, ein bewährtes Pflanzenschutzmittel nach dem anderen vom Markt zu nehmen, angeblich aus Umweltgründen.“
Um so wichtiger ist es nach Auffassung der FREIEN BAUERN, dem Griff der Konzerne nach der Macht über das Saatgut jetzt eine Offensive für bäuerliche Saatgutfreiheit entgegenzusetzen. „Nach mehr als zwei Jahrzehnten Spionieren, Kontrollieren und Prozessieren durch die von den Pflanzenzuchtunternehmen betriebene Saatgut-Treuhand ist es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und die Nachbaugebühren komplett abzuschaffen“, meint Ehrenberg. Auch wenn die Genetik nur ein Ertragsfaktor unter vielen sei, wolle er die Bedeutung von Zuchtarbeit nicht kleinreden, so Ehrenberg: „Aber wir müssen zu alternativen Formen der Finanzierung kommen. Pflanzenzüchtung nützt allen und ist deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“