Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben die anhaltenden Proteste von Milcherzeugern vor Großmolkereien als Ausdruck eines unerträglichen Machtgefälles bezeichnet. „Dass die Großen der Branche es schaffen, bei insgesamt sehr gutem Absatz für Milch und Milchprodukte die den Milcherzeugern ausgezahlten Preise nach wie vor unten zu halten, zeigt überdeutlich, dass der Markt nicht funktioniert“, sagte Peter Guhl von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN, die mit anderen Verbänden zu den Aktionen aufgerufen hatten. Nicht nur der hoch konzentrierte Lebensmitteleinzelhandel, sondern auch die Milchindustrie inklusive der großen Molkereigenossenschaften würde sich schamlos an den Bauern bereichern und mit ihrer Marktmacht den Spielraum mittelständischer Mitbewerber einengen, kritisierte der 56jährige Milchviehhalter aus Vorderhagen in Mecklenburg-Vorpommern und forderte deshalb grundlegende politische Reformen zur Wiederherstellung von Wettbewerb in der Wertschöpfungskette.
Nach jahrelanger staatlicher Tatenlosigkeit trotz schwerer Milchmarktkrisen müsse eine neue Bundesregierung drei Vorhaben zügig umsetzen, verlangt Guhl: „Wir brauchen erstens ein Entflechtungsgesetz für die vor- und nachgelagerten Bereiche der Landwirtschaft, das die Marktmacht der Konzerne bricht. Wir brauchen zweitens eine Vertragspflicht für Milchlieferungen, nach der Menge und Preis vorab vereinbart werden müssen, so wie es in der gesamten restlichen Wirtschaft fair und üblich ist. Und drittens brauchen wir eine Herkunftskennzeichnung auf allen Lebensmittelverpackungen, so dass der Kunde im Supermarkt erkennen kann, aus welchem Land die verwendeten Agrar-Rohstoffe stammen.“ Den FREIEN BAUERN gehe es nicht um staatliche Steuerung, betonte Guhl, sondern um Rahmenbedingungen, in denen der Markt seine Dynamik zurück erhält: „Die konstanten Tiefpreise der Molkerei-Riesen haben jedenfalls nichts mehr mit Marktwirtschaft zu tun.“