Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, haben mit Unverständnis auf die Ankündigung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner reagiert, sich angesichts skandalöser Arbeitsbedingungen in großen Schlachtunternehmen jetzt doch für die von der Borchert-Kommission vorgeschlagene Tierwohlsteuer einsetzen zu wollen. „Das eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun“, wundert sich Alfons Wolff, Bundessprecher der FREIEN BAUERN: „Mit einer Ausnahme vielleicht – die Steuer und damit verbundene Tierwohl-Auflagen für unsere bäuerlichen Betriebe würden in der Tierhaltung zu einer genauso ungesunden Konzentration führen, wie wir sie in der Schlachtbranche heute beklagen.“
Die Bedeutung zertifizierter technischer Haltungssysteme für das tatsächliche Wohlbefinden von Nutztieren werde überschätzt, ist sich Wolff sicher und erinnert an die alte Volksweisheit „Das Auge des Herrn mästet das Vieh.“ Die beste Tierhaltung sei regelmäßig da zu finden, wo sich die Bauernfamilie selbst um ihre eigenen Tiere kümmert, so der 59jährige Landwirt aus Hohenthurm in Sachsen-Anhalt: „Eine echte Initiative für Tierwohl müsste deshalb die in Deutschland noch weit überwiegenden bäuerlichen Familienbetriebe gegen anonyme Agrarkonzerne stärken, etwa durch Kappung der EU-Agrarsubventionen. „Die geplante Steuer hingegen, verbunden mit verpflichtenden Investitionen in technische Standards, hätte genau die gegenteilige Wirkung, nämlich dass Großinvestoren die Mittel abgreifen und Bauern frustriert aufgeben.“
Damit auch die kleinen und mittleren Betriebe kontinuierlich ihre Tierhaltung weiterentwickeln, müssten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen, argumentieren die FREIEN BAUERN. „Frau Klöckner könnte zum Beispiel Billigimporte aus Übersee einschränken und kartellrechtlich gegen die Marktmacht von Tönnies, Vion und Westfleisch vorgehen, die zusammen bereits mehr als die Hälfte aller Schweine in Deutschland schlachten“, schlägt Wolff vor. Dann würde Geld für Tierwohl am Markt verdient und nicht vom Staat über eine neue überflüssige Steuer verteilt.