Die FREIEN BAUERN haben mit Erstaunen auf die Diskussion um die schwarze Landvolkfahne von 1928 reagiert. „Wir machen Berufspolitik heute und wir verwenden für unsere Aktionen unser Logo – aber wenn Bauernverband und LSV jetzt meinen, sie müssten sich von der schwarzen Fahne mit Pflug und Schwert distanzieren, so zeigt das mangelnde historische Kentnisse“, urteilt Reinhard Jung, Landwirt aus Lennewitz in Brandenburg und Politikreferent der FREIEN BAUERN, der während seines Geschichtsstudiums vor dreißig Jahren über das Thema gearbeitet hat: „Das Landvolk war eine bäuerliche Protestbewegung, die sich nicht von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließ. Deshalb untersagte die NSDAP Doppelmitgliedschaften und deshalb machten die führenden Köpfe des Landvolks auch keine Karriere im Dritten Reich.“
Die wichtigsten Forderungen des Landvolks von 1928 waren auch aus heutiger Sicht berechtigt, argumentiert Jung: „Die Bauern wollten Umschuldungen, Senkung der Steuerlasten und vor allem wollten sie, dass keine billigen Lebensmittel mehr aus Übersee eingeführt werden.“ Im Rückblick habe die Landvolkbewegung strategische Fehler gemacht, räumt der studierte Historiker und gelernte Landwirt ein: „Aber für den wachsenden Zuspruch der NSDAP auf dem Lande war vor allem die Ignoranz der Reichsregierungen gegenüber den Bauern verantwortlich sowie die falsche Politik der Bauernverbände, die dafür sorgten, dass Staatshilfen vor allem den unwirtschaftlichen Großbetrieben Ostelbiens zugute kamen.“ Wenn heute bei Bauernprotesten in der nordwestdeutschen Küstenregion die schwarze Landvolkfahne gezeigt werde, brauche sich jedenfalls niemand dafür zu schämen.