Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, haben auf das Phänomen hingewiesen, dass im Frühjahr 2020 deutlich mehr Insekten auf den Windschutzscheiben der Kraftfahrzeuge gefunden wurden als in den Jahren zuvor. „Das ist schon auffällig, dass genau in den Monaten des so genannten Lockdown die alltäglich sichtbare Insektenpopulation nach oben schnellt“, findet FREIE-BAUERN-Bundessprecher Alfons Wolff, Ackerbauer aus Hohenthurm in Sachsen-Anhalt, der in den vergangenen Monaten viel mit dem Auto unterwegs war, um Kontakte in den Regionen zu knüpfen.
„Kein Vergleich zu 2018 und 2019“ bestätigt Martin Härdl, der einen Marktfruchtbetrieb in der bayerischen Donauebene und einen in Thüringen bewirtschaftet und deshalb oft auf der Straße unterwegs ist. „So viele Insekten hatte ich noch nie auf der Windschutzscheibe“, ist auch Eike Bruns aufgefallen, der mehrmals wöchentlich zwischen seinem Putenmastbetrieb bei Oldenburg und seinem Milchviehbetrieb in der Wesermarsch pendelt. Bruns verweist darauf, dass die Zahl der Kraftfahrzeuge sich in den vergangenen dreißig Jahren um 63 Prozent erhöht hat, während die landwirtschaftliche Nutzfläche in demselben Zeitraum um 3 Prozent gesunken ist und insgesamt extensiver bewirtschaftet wird.
Die Rückkehr der Insekten bei leeren Straßen stimmt die FREIEN BAUERN nachdenklich angesichts der in vielen Bundesländern laufenden Volksinitiativen für Insektenschutz, die fast durchweg auf Einschränkungen der Landwirtschaft abzielen. „Solche Beobachtungen ersetzen natürlich nicht die saubere wissenschaftliche Analyse, aber sie werfen ein Schlaglicht auf die einseitige Propaganda der so genannten Naturschutzverbände“, moniert Wolff. Natürlich wirke sich auch die aktuelle Landbewirtschaftung auf die Insektenpopulation aus, räumt der 59jährige Landwirt ein: „Durch teilweise überzogene Umweltauflagen ist die Lagerung und Ausbringung von organischem Dünger immer sauberer geworden, damit fehlt einigen Insekten sicher das Nährstoffangebot. All dies und vor allem der Beitrag von immer mehr Autos, Straßen, Wohn- und Gewerbegebieten muss ergebnisoffen diskutiert und gründlich erforscht werden.“