Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben ihre grundsätzliche Ablehnung jeglicher Lockerung des europäischen Gentechnikrechts bekräftigt. „Unsere mittelständischen Betriebe stehen bereits monopolisierten Marktpartnern gegenüber – unsere unternehmerische Freiheit beruht im wesentlichen nur noch darauf, dass wir über den Boden verfügen, dass uns die Pflanzen und Tiere gehören und dass niemand das Wetter manipulieren kann“, sagte Alfons Wolff, Bundessprecher der FREIEN BAUERN: „In dieser Situation patentiertes Saatgut freizugeben würde das Machtgefüge innerhalb der Branche nochmal massiv zulasten der Landwirtschaft verschieben.“ Der Kommissionsvorschlag, gentechnische Verfahren dann nicht mehr zu regulieren, wenn deren Produkte theoretisch auch aus herkömmlicher Zucht entstanden sein könnten, sei zudem logisch nicht nachvollziehbar, denn wenn das Ergebnis dasselbe sei, dürfte es für solche Verfahren überhaupt keine Patente geben, argumentiert der 63jährige Ackerbauer aus dem sachsen-anhaltinischen Hohenthurm. Tatsächlich würden die großen Konzerne nur darauf warten, schwache Landwirtschaftsbetriebe mit unrealistischen Heilsversprechungen in Abhängigkeit zu bringen, warnt Wolff: „In den letzten dreißig Jahren hat die grüne Gentechnik noch nirgendwo auf der Welt zu Ertragssteigerungen oder Fortschritt in der Produktionstechnik geführt, nur die Patentinhaber freuen sich über Lizenzgebühren.“
Die vom EU-Kommissar Frans Timmermanns vorgetragene Erwartung, mit der Freigabe der Gentechnik könne ein Durchbruch bei den ins Stocken geratenen Verhandlungen über die Verordnung zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln erreicht werden, sehen die FREIEN BAUERN als offene Kriegserklärung des niederländischen Politikers gegen die europäische Landwirtschaft. Wolff: „Erst will Timmermanns uns die regionale Erzeugung von Lebensmitteln in weiten Teilen des Landes verbieten, jetzt will er uns noch das Eigentum an unseren Ackerfrüchten wegnehmen.“ Die Koppelung beider Themen biete allerdings auch die Chance, durch eine Initiative Deutschlands im Ministerrat beide agrarfeindlichen Vorhaben zu Fall zu bringen, überlegt Wolff: „Eine Schlüsselposition dabei kommt der FDP zu, die uns bisher nur beim Pflanzenschutz unterstützt. Würden die Liberalen endlich begreifen, dass sie sich mit ihrem Pro-Gentechnik-Kurs keine Freunde unter den Landwirten machen, wäre der Weg frei für eine Übereinkunft in der Koalition.“ Bei beiden Themen gehe es um wichtige Fragen der Ernährungssicherheit, die nicht ideologisch entschieden werden sollten, sondern mit dem gesunden Menschenverstand.