FREIE BAUERN in Kirchberg: Wir brauchen keine Transformation der Landwirtschaft, sondern eine andere Agrarpolitik

Bauerndemo vor Schloß Kirchberg: Oberlehrer Özdemir, die Streber sind drinnen, der Rest steht hierBauerndemo vor Schloß Kirchberg: Oberlehrer Özdemir, die Streber sind drinnen, der Rest steht hierDie FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben Cem Özdemir vorgeworfen, sich in einer grünen Blase einzuschließen und kontroversen Debatten über Agrarpolitik auszuweichen. Rund 60 Landwirte aus der Region waren zu einer Protestkundgebung vor das Schloß Kirchberg an der Jagst gezogen, wo der Bundeslandwirtschaftsminister einen handverlesenen Kreis von Gleichgesinnten zur Nachhaltigkeitskonferenz geladen hatte. „Warum redet er schon wieder über uns und nicht mit uns“, kritisierte Christian Linne von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN unter großem Beifall das Demokratieverständnis des grünen Politikers und stellte die auf der Tagung verhandelte Transformation in Frage: „Wir brauchen keine Transformation der Landwirtschaft, sondern die Agrarpolitik muss sich grundlegend ändern.“ Statt den Betrieben in die Produktion hineinzuregieren sollte der Staat die Rahmenbedingungen verbessern, so der 50jährige Ackerbauer aus dem niedersächsischen Sottmar: „Wir brauchen eine Politik für bäuerliche Familienbetriebe, gegen Agrarkonzerne, für regionale Erzeugung, gegen Importe aus Übersee, für fairen Wettbewerb, gegen die Macht der Monopole. Wo ist der Minister, wenn es um diese harten Themen geht?“

Dass sie den Betrieb solide weiterentwickeln, aber nicht alles anders machen möchte als ihre Eltern, stellte Junglandwirtin Frieda Simon aus dem brandenburgischen Michaelisbruch klar: „Wenn ich für einen neuen Rinderstall alle künftigen Anforderungen erfüllen wollte, müsste ich eine siebenstellige Summe investieren. Also werde ich mir eine Alternative überlegen, aber natürlich werden wir Rinder halten, ob es dem Minister gefällt oder nicht.“ Dass er von seiner Arbeit leben könne, mehr Vertrauen und Wertschätzung, weniger Auflagen und Überwachung wünschte sich Junglandwirt Daniel Bisinger aus dem württembergischen Wolfenhausen: „Vor allem will ich nicht immer mehr Flächen stillegen oder extensivieren – ich will Teil einer leistungsfähigen Landwirtschaft sein, die unsere Bevölkerung ernähren kann.“ Für einen höheren Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln plädierte auch Junglandwirt Marcel Herkner aus dem württembergischen Horkheim: „Die Agrarproduktion darf nicht hierzulande durch Verbote und Auflagen noch weiter verringert und dann durch Freihandelsabkommen nach Übersee verlagert werden.“

„Niemand denkt nachhaltiger als unsere Bauernfamilien, die ihre Höfe oft seit Jahrhunderten bewirtschaften“ rief Jann-Harro Petersen von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN Richtung Konferenz. Während die gesamte übrige Wirtschaft Ressourcen verbrauche, arbeite die Landwirtschaft fast ausschließlich in geschlossenen Stoffkreisläufen, die durch Bodenfruchtbarkeit und Sonnenenergie angetrieben werden, so der 45jährige Milchviehhalter aus Tating in Schleswig-Holstein: „Wer echte Nachhaltigkeit will, muss bäuerliche Agrarstruktur stärken und ihre Verbindung aus Eigentum und Arbeit. Deshalb Schluss mit der staatlichen Bevormundung – auf unseren Betrieben wollen wir das Sagen haben!“ Über den gelungenen Protest freuten sich Thomas Frenk und Markus Federolf von der Landesgruppe Baden-Württemberg der FREIEN BAUERN. Frenk: „Dass wir trotz der arbeitsreichen Zeit hierher gekommen sind, bezeugt unseren Widerwillen gegen die selbstherrliche Politik des Ministers. Wir machen diese Agrarwende einfach nicht mit.“ Während im Schloss Öko-Häppchen gereicht wurden, legten die Bauern draußen Bratwurst auf den Grill. „Natürlich, aus Haltungsstufe 1“, betonte Federolf.

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