FREIE BAUERN verurteilen Sarah Wieners Drogenvergleich: intolerant und anmaßend

Pflanzenschutz, chemisch oder mechanisch, kann helfen, Erträge zu sichernPflanzenschutz, chemisch oder mechanisch, kann helfen, Erträge zu sichernDie FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben den Vergleich konventioneller Landwirte mit Drogensüchtigen durch die grüne Europaabgeordnete Sarah Wiener scharf kritisiert. „Wenn eine ungelernte Köchin, die sich ihren Öko-Gutshof in Brandenburg von Geldgebern aus der Stadt finanzieren lässt, uns erfolgreich wirtschaftenden Bauern Vorhaltungen macht, so ist schon allein das eine unerhörte Anmaßung“, sagte Christian Linne von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN. Den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf dem überwiegenden Teil der Betriebe mit einer Sucht gleichzusetzen, offenbare zudem Wieners ideologische Intoleranz, so der 50jährige studierte Agraringenieur aus dem niedersächsischen Sottmar: „Dass man sich mit Andersdenkenden nicht mehr fachlich auseinandersetzt, sondern sie pauschal als krank bezeichnet, erinnert mich an dunkelste Zeiten unserer Geschichte.“ Wiener hatte den Vergleich in einem Interview geäußert, in dem es um die Zuständigkeiten von Umwelt- und Agrarausschuss des Europäischen Parlaments bei den geplanten Änderungen im Pflanzenschutzrecht ging.

Pflanzenschutzmittel würden nicht wie eine Droge das Leben eines konventionell wirtschaftenden Landwirts bestimmen, sondern sie seien ein Hilfsmittel unter vielen, noch dazu ein teures, was ihre sparsame Verwendung nahelegt, argumentiert Linne. Dass ein völliger Verzicht auf das Spritzen grundsätzlich der Biodiversität nütze, wie von Wiener mehrfach behauptet, kann der Praktiker nicht nachvollziehen: „Jeder gute Ackerbau, ob konventionell oder ökologisch, geht zulasten von Biodiversität, indem er die Kulturpflanze fördert und ihre Konkurrenz behindert.“ Dass ausreichend hochwertige und gesunde Lebensmittel nicht von selbst in der Wildnis entstehen, sollte einer Köchin eigentlich bekannt sein. Linne: „Mag sein, dass auf Wieners Gutshof das Unkraut sprießt, aber die Ökobauern, die ich kenne, haben weitgehend saubere Bestände. Das Geld wird nunmal mit Getreide und Kartoffeln verdient und nicht mit Kamille und Windhalm.“

Gerührt zeigten sich die FREIEN BAUERN über die Sorge Wieners um die Unabhängigkeit der bäuerlichen Betriebe von der chemischen Industrie. „Wenn sie das wirklich ernst meint, sollten wir unbedingt miteinander ins Gespräch kommen“, wünscht sich Linne: „Wir fordern seit langem eine Entflechtung der Oligopole bei den Herstellern von Landmaschinen, Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln, bei Molkereien, Schlachthöfen und dem Lebensmitteleinzelhandel, und wir könnten ihr sofort und fachkompetent zuarbeiten.“ Die Stärkung der Bauern in der Wertschöpfungskette sei immer eine agrarpolitische Gemeinsamtkeit mit den Grünen gewesen, erinnert Linne: „Leider hat sich noch keine grüne Regierungsbeteiligung getraut, die Macht der Großkonzerne in Frage zu stellen. In Berlin können sich die Grünen sogar an ihre eigenen Anträge aus der letzten Legislaturperiode nicht mehr erinnern.“