Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben die inzwischen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zugestandene Aussetzung praxisferner Auflagen der Gemeinsamen Agrarpolitik GAP begrüßt, das Zustandekommen des Bund-Länder-Kompromisses jedoch als absurde Hängepartie für die Bauern kritisiert. „Jedes kleinste Entgegenkommen musste dem Minister mühsam abgerungen werden, der offenbar noch immer nicht verstanden hat, was Landwirtschaft ist, nämlich die Produktion von Lebensmitteln durch Sonnenenergie, Bodenfruchtbarkeit und menschliche Arbeit“, sagte Georg Straller von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN. Verbiete man auf vier Prozent der Fläche die Bearbeitung des Bodens, so wirke sich das unmittelbar negativ auf die heimische Produktion von Lebensmitteln aus, erklärt der 58jährige Schweinemäster aus dem bayerischen Ipflheim: „Da kann man lange und klug schwätzen von multiplen Krisen – was in unserem reichen Land fehlt, wird auf dem Weltmarkt aus Ländern zugekauft, wo der Regenwald brennt, und es wird Ländern weggekauft, wo die Menschen hungern.“
Unter dem Eindruck der durch Ukrainekrieg und Sanktionen ausgelösten massiven Inflation werde auch in Deutschland ein Bewusstsein dafür wachsen, wie wichtig eine regionale Versorgung mit Lebensmitteln ist, geben sich die FREIEN BAUERN optimistisch und fordern einen Paradigmenwechsel in der Agrarumweltpolitik. Jahrzehntelang hätten Naturschutz-Lobbyisten einer satten Öffentlichkeit vorgegaukelt, die Zurückdrängung von Landwirtschaft zugunsten von Wildnis nütze der Umwelt, so Straller: „Jetzt zeigen sich die katastrophalen globalen Folgen dieser Traumtänzerei. Wir müssen weg von großflächigen Verunkrautungen und Vernässungen, hin zu einem besseren Biotopverbund in der Agrarlandschaft.“ In ihrem im Februar veröffentlichten Konzept zur ökologischen Intensivierung der deutschen Landwirtschaft hatten die FREIEN BAUERN der Bundesregierung unter anderem vorgeschlagen, 10.000 Kilometer neue Hecken und Baumreihen zu pflanzen. Diese würden vergleichsweise wenig Platz beanspruchen, über Erosionsschutz und Mikroklima aber die landwirtschaftlichen Erträge positiv beeinflussen. Straller: „Leider zeigt Herr Özdemir bislang überhaupt kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit denjenigen Bauern, denen Artenvielfalt nicht nur ein Geschäftsmodell, sondern ein ehrliches Anliegen ist.“