Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben der grünen Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium Silvia Bender vorgeworfen, durch tierhaltungsfeindliche Vorgaben Wohlstand und Sicherheit der gesamten Gesellschaft zu gefährden. „Die von Bender verkündete Zielmarke, unsere Nutztierbestände mittelfristig zu halbieren, ist volkswirtschaftlich falsch, ökologisch verheerend und kann zu Hunger und Elend auch in Deutschland führen“, sagte Christian Linne von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN. Würden die Grünen glaubwürdige Agrarpolitik machen, müssten sie sich für mehr bäuerliche Tierhaltung in vieharmen Regionen einsetzen und für eine Verringerung der Futtermittelimporte aus Übersee, meint der 49jährige Ackerbauer aus dem niedersächsischen Sottmar: „Keine von ihren alten Forderungen haben die Grünen bisher umgesetzt, statt dessen betreiben sie mit immer neuen sinnlosen Auflagen den flächendeckenden Rückgang der Tierproduktion und damit Lebensmittelvernichtung in immer größerem Ausmaß.“
Sachverstand könnte sich Bender eigentlich im eigenen Haus holen, zum Beispiel durch Lektüre des aktuellen Futtermittelberichts der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft, nach dem Nutztiere in Deutschland zu rund 95 Prozent aus eigener Fläche ernährt werden. „Die importierten Futtermittel bestehen überwiegend aus gentechnisch verändertem Soja, das wir hier sowieso nicht haben wollen“, argumentiert Linne: „Soja ist relevant für die Eiweißversorgung. Würden wir es komplett durch heimische Eiweißfutterpflanzen ersetzen, folgen daraus erhebliche, ökologisch vorteilhafte Verschiebungen im Ackerbau mit dem Ergebnis, dass wir wahrscheinlich etwa 90 Prozent der Nutztiere aus eigener Fläche ernähren könnten.“ Diese würden aber bis zum letzten Kuhschwanz gebraucht, um das für den Menschen nicht verwertbare Gras, das in den Fruchtfolgen notwendige Ackerfutter sowie Reste aus der Lebensmittelverarbeitung in Fleisch, Milch und Eier zu verwandeln und dazu noch wertvollen organischen Dünger zu liefern, so Linne: „Was wir von diesen natürlichen Ressourcen durch Aufgabe der Tierhaltung verkommen lassen, müssen wir auf dem Weltmarkt zukaufen aus Ländern, wo Menschen hungern oder der Regenwald brennt. Genau darauf läuft grüne Agrarpolitik derzeit hinaus.“
Zwischen Bender und den FREIEN BAUERN liegen 40 Prozent der Nutztierbestände, aber für Linne ist es mehr: „Es ist die Kluft zwischen ideologischer Verbohrtheit und praktischem Verständnis, die es so schwierig macht.“ Von einem Politiker erwarte er kein detailliertes Fachwissen, aber die Bereitschaft, sich zumindest in groben Zügen auf die wichtigsten Fachthemen einzulassen. Das sei im grün geführten Bundeslandwirtschaftsministerium nicht ansatzweise zu erkennen, bedauert der Landwirt.