Ein Jahr nach Übergabe des Abschlussberichts der Zukunftskommission Landwirtschaft an die Bundesregierung sehen sich die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, in ihrer Ablehnung bestätigt. „Die Experten haben ganz offenkundig in die falsche Glaskugel geschaut“, sagte Jann-Harro Petersen von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN mit Blick auf die durch den Ukrainekrieg ausgelöste Versorgungskrise: „Heute dient das Papier denkfaulen Politikern als Legitimation dafür, stur an ihren Plänen zur Reduzierung der inländischen Agrarproduktion festzuhalten.“ Die nach den Bauernprotesten 2019 von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingerichtete Kommission hatte der deutschen Landwirtschaft gigantische Umweltschäden unterstellt und daraus die Notwendigkeit einer staatlich gelenkten Transformation abgeleitet, kritisiert der 45jähige Milchviehhalter aus Tating in Schleswig-Holstein: „Diese wirklichkeitsfremde Herangehensweise führt zu Frust und Druck und Zukunftsangst auf den Höfen und sollte baldmöglichst in der Versenkung verschwinden.“
Landwirtschaft entwickle sich auch ohne politischen Einfluss ständig weiter, ist Petersen überzeugt: „Wir machen zwar seit Jahrtausenden dasselbe, nämlich Lebensmittel erzeugen aus Bodenfruchtbarkeit, Sonnenenergie und Arbeit, aber selbstverständlich setzen wir dabei schon immer auf wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Neuerungen.“ Motor des Fortschritts sei deshalb kein vom Staat vorgegebenes Programm, sondern die Privatinitiative der Bäuerinnen und Bauern, erklärt Petersen: „Die Verbindung aus Eigentum und Arbeit auf unseren Betrieben begünstigt hohe Produktivität, nachhaltiges Denken und permanente Innovation aus der Praxis heraus.“ Nach Auffassung der FREIEN BAUERN müsse nicht die Landwirtschaft transformiert werden, sondern die Agrarpolitik müsse sich grundlegend ändern. Statt den Betrieben in die Produktion hineinzuregieren sollte der Staat für faire Rahmenbedingungen sorgen, so Petersen: „Wir brauchen eine Entflechtung der großen Lebensmittelketten, Schlachthöfe und Molkereien und ein Verbot der Einfuhr von Agrarprodukten, die unterhalb unserer sozialen und ökologischen Standards erzeugt wurden.“ Zu diesen wirklichen Zukunftsfragen stehe allerdings im Abschlussbericht der Zukunftskommission nichts drin.
Dass der aktuelle Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gegen die Ausbeutung der Bauern durch Importe und Monopole bisher keinerlei Schritte auch nur in Erwägung gezogen hat, allerdings nicht müde wird, sich auf die Empfehlungen der Zukunftskommission zu berufen, zeige die nach wie vor destruktive Wirkung dieses Dokuments, meinen die FREIEN BAUERN. Petersen: „Ich rufe Bauernverband, DLG, BDM, LSV und AbL auf, ihre Unterschrift unter dem Abschlussbericht zurückzuziehen und damit ein Zeichen zu setzen weg von Ideologien hin zu echter Nachhaltigkeit, mit der wir Bauern unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen.“