Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, haben die Marktmacht der Monopole als Hauptursache für steigende Lebensmittelpreise angesprochen. „Es ist richtig und dringend notwendig, dass die Erzeugerpreise für unsere landwirtschaftlichen Produkte steigen“, sagte Alfons Wolff, Bundessprecher der FREIEN BAUERN: „Aber diese machen nur einen kleinen Bruchteil dessen aus, was der Verbraucher im Laden bezahlt. Dazwischen füllen sich Lebensmittelkonzerne und Handelsketten die Taschen.“ Deshalb eigne sich Landwirtschaft nicht als Inflationsbremse – vielmehr müsse durch Entflechtung der marktbeherrschenden Unternehmen mehr Wettbewerb hergestellt werden, argumentiert der 61jährige Ackerbauer aus Hohenthurm in Sachsen-Anhalt: „Wenn etwa statt der vier Großen Edeka, Aldi, Lidl und Rewe 40 Anbieter konkurrieren müssten, wäre das von Vorteil für Bauern und Verbraucher und für unsere ganze Volkswirtschaft.“
Die durch den Krieg in einer einzigen Agrarregion ausgelöste weltweite Versorgungskrise zeige überdeutlich, wie gering auch bisher schon die Überschüsse auf den landwirtschaftlichen Rohstoffmärkten waren, mit denen die Monopole Preise drücken und Bauern ausbeuten konnten, stellt Wolff fest: „Unsere Betriebe haben schwierige Zeiten hinter sich, in denen kostendeckende Produktion kaum möglich war, insbesondere für die Schweinemäster und Milcherzeuger. Dazu kommen die enormen Preissprünge bei Diesel und Dünger, von denen wir noch überhaupt nicht wissen, wie sie sich auf die Betriebsergebnisse auswirken werden.“ Verantwortungsvolle Agrarpolitik müsse jetzt vor allem Stabilität in die heimische Produktion bringen und den Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln erhöhen, mahnen die FREIEN BAUERN.
„Wir haben in der Ampel-Koalition durchaus Chancen gesehen und sehr konkrete Vorstellungen zur Entflechtung der Monopole, zur Modernisierung der Lieferbeziehungen und zu einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel vorgelegt“, erinnert Wolff an das Forderungspapier von FREIEN BAUERN, BDM, Milchboard, LSV und AbL vom Oktober letzten Jahres. Dass Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bislang keinerlei Initiative erkennen lasse, um die Stellung der Landwirtschaft in der Wertschöpfungskette zu verbessern, wirke irritierend: „Wir verzeihen vieles, was aus Unkenntnis über die landwirtschaftliche Praxis gesagt wird, aber wir brauchen irgendwann mal Signale, dass diese Bundesregierung irgendwas besser machen will als ihre Vorgängerin.“