FREIE BAUERN versus Bauernverband: Lebensmitteleinzelhandel muss sich entscheiden

Wie kommen fair gehandelte regionale Lebensmittel in die Regale?Wie kommen fair gehandelte regionale Lebensmittel in die Regale?Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben dem Deutschen Bauernverband vorgeworfen, mit dem geplanten Aufbau einer Koordinationszentrale Handel/Landwirtschaft den für bessere Preise kämpfenden Bauern in den Rücken zu fallen. „Seit den großen Protesten vor den Zentrallägern des Lebensmitteleinzelhandels im Winter verhandeln Aldi, Edeka, Lidl und Rewe unter anderem mit uns, dem LSV Deutschland, dem Bundesverband deutscher Milchviehhalter, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und dem LSV Original im so genannten Agrardialog“, berichtet Alfons Wolff, Bundessprecher der FREIEN BAUERN: „Gemeinsam haben wir nach Möglichkeiten gesucht, die Stellung der heimischen Landwirtschaft in der Wertschöpfungskette zu verbessern – zuletzt mit vielversprechenden Ergebnissen.“ Durch Eingliederung des Agrardialogs in die Koordinationszentrale solle dieser fortschrittliche Ansatz jetzt den Interessen der großen Verarbeiter nach billigem Rohstoff untergeordnet werden, kritisiert Wolff: „Der Lebensmitteleinzelhandel muss entscheiden, ob er sich als Partner der heimischen Landwirtschaft sieht oder als Teil eines global organisierten Agrobusiness, das die Bauern maximal ausbeutet und dadurch für das dramatische Höfesterben mit verantwortlich ist.“

Teile des Lebensmitteleinzelhandels seien durchaus daran interessiert, mehr Verantwortung zu übernehmen, schätzt Wolff die Lage ein. Im Agrardialog sei beispielsweise über die Entwicklung zusätzlicher Absatzwege gesprochen worden, bei denen die Handelsketten in Deutschland produzierte Ware zu mindestens kostendeckenden Preisen direkt beim Erzeuger oder bei Erzeugergemeinschaften einkaufen, im Auftrag verarbeiten lassen und als fair gehandelte Produkte aus heimischer Landwirtschaft in die Regale bringen. „Dieses Modell hat deshalb Potenzial, weil sich Verbraucher dann bewusst für regionale Lebensmittel entscheiden könnten und die Nachfrage im Supermarkt sich unmittelbar auf das Einkommen der Bauern auswirken würde“, argumentiert Wolff und vermutet, dass der mit der Ernährungsindustrie eng verflochtene Bauernverband es genau deshalb untergraben möchte. Schon der Begriff Koordinationszentrale sei verräterisch: „In einer funktionierenden Marktwirtschaft muss überhaupt nichts koordiniert werden. Es geht bei dieser neuen, mit hochdotierten Posten für Funktionäre ausgestatteten Organisation ausschließlich um die Aufrechterhaltung von Machtstrukturen, und zwar zulasten unserer bäuerlichen Betriebe.“