Der Bundessprecher der FREIEN BAUERN Alfons Wolff, Landwirt aus Hohenthurm in Sachsen-Anhalt, hat die Ablehnung seines Verbandes gegenüber dem Abschlussbericht der Zukunftskommission bekräftigt. In einer Botschaft an die Bäuerinnen und Bauern rät er davon ab, sich in irgendeiner Weise an der empfohlenen Transformation der Landwirtschaft zu beteiligen. Kern der Kritik ist die in dem Papier enthaltene Behauptung, die deutsche Landwirtschaft würde jährlich ökologische Schäden in Höhe von rund 90 Milliarden Euro verursachen und demnach der Gesellschaft weitaus mehr schaden als nützen. LSV und BDM werden dringend gebeten, ihre Unterschrift unter den Bericht zurückzuziehen und sich nicht mit solchen absurden Zahlen vor einen politischen Karren spannen zu lassen.
Liebe Bäuerinnen und Bauern,
inzwischen habe ich den Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft gelesen – und bin erschrocken. So wie viele Berufskollegen auch. Er enthält nicht nur Empfehlungen für eine Transformation der Landwirtschaft, für eine grundlegende Umgestaltung auch unserer bäuerlichen Betriebe, deren Notwendigkeit ich überhaupt nicht einsehe. Fast noch schlimmer ist die Begründung, die dafür angeführt wird: Unsere Landwirtschaft würde ökologische Schäden in Höhe von rund 90 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Zum Vergleich: Die jährliche Bruttowertschöpfung unserer Landwirtschaft liegt derzeit bei 20 Milliarden Euro. Das Papier läuft damit in letzter Konsequenz darauf hinaus, dass man Landwirtschaft in Deutschland besser komplett abschaffen sollte, was natürlich kompletter Unsinn ist.
Mit dem Abschlussbericht der Zukunftskommission stehen nicht tatsächlich kritikwürdige Fehlentwicklungen in der Kritik wie etwa der Einstieg überregionaler Investoren in ostdeutsche Großbetriebe oder die flächenunabhängige Intensivtierhaltung in einigen Regionen Westdeutschlands. Mit diesen absurden Zahlen stehen wir alle am Pranger – die Menschen und Familien, die unser Land schon immer ernährt haben und es lieben und verantwortungsvoll bearbeiten, unsere bäuerliche Betriebe mit teilweise Jahrhunderte alter Tradition. Ganz zu schweigen von den Wirtschaftszweigen, die ohne eine gesunde eigene Landwirtschaft ebenfalls keine Existenzgrundlage mehr hätten. Wollen wir wirklich bei der Ernährung unseres Volkes vollständig auf Importe aus dem Ausland angewiesen sein? Haben nicht gerade die letzten beiden Jahre gezeigt, wie zerbrechlich lange Lieferketten sind und dass wir die wesentlichen Güter besser selbst erzeugen sollten?
Als landwirtschaftliche Interessenorganisation setzen wir uns dafür ein, ökonomisch und ökologisch die richtigen Weichen zu stellen, indem wir Missstände beseitigen und Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass unsere Betriebe immer effizienter und nachhaltiger wirtschaften können. Über unsere betriebliche Entwicklung wollen wir aber selbst entscheiden und wir wollen sie aus eigener Kraft gestalten können, keinesfalls aufgrund irgendwelcher Empfehlungen einer Kommission oder durch Investitionen, mit denen wir uns von öffentlichen Geldern und wechselhaften politischen Vorgaben abhängig machen. Ich kann deshalb nur davon abraten, sich in irgendeiner Weise an einer Transformation zu beteiligen, die auf fragwürdigen Berechnungen und einer pauschalen Verunglimpfung unseres Berufsstandes aufgebaut ist. Wenn aufgrund der Zukunftskommission jetzt Geld verbrannt wird, sollte es zumindest nicht unser Geld sein.
Mit der Unterschrift von Bauernverband, LSV, BDM und AbL unter dem Abschlussbericht ist innerhalb der Landwirtschaft ein riesiges Problem entstanden: Wie kann jemand, der ein solches Papier unterzeichnet, noch für sich in Anspruch nehmen, für das Wohl des Berufsstandes oder unseres Landes zu handeln? Wer mit seiner Unterschrift die Aussage legitimiert, dass die deutsche Landwirtschaft der Gesellschaft mehr schadet als nützt, verliert doch jede Glaubwürdigkeit gegenüber den eigenen Mitgliedern. Wir appellieren deshalb vor allem an LSV und BDM, mit denen wir in den letzten Monaten viele gute gemeinsame Aktionen hatten, sich nicht vor einen politischen Karren spannen zu lassen. Bitte lest den Abschlussbericht der Zukunftskommission nochmal genau durch und zieht Eure Unterschrift zurück – je eher desto besser!
Wir FREIEN BAUERN stellen jedenfalls unmissverständlich klar, dass der Abschlussbericht der Zukunftskommission keinen gangbaren Weg in eine gute Zukunft aufzeigt, sondern alles nur noch schlimmer macht. Wir wehren uns gegen ein Papier, dass unsere Landwirtschaft bewusst in ein schlechtes Licht rückt und die wahren Zusammenhänge verschweigt. Eine gute Zukunft geht nur mit vielen starken bäuerlichen Betrieben und diese Zukunft können wir als selbständige Unternehmer nur selber schaffen!
Ich wünsche Euch allen eine erfolgreiche Ernte!
Alfons