Die FREIEN BAUERN, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, haben die Bundesregierung aufgefordert, die Massentötungen von mit BHV1 infizierten, aber klinisch gesunden Rindern zu beenden und zu einer milderen Form der Seuchenbekämpfung zurückzukehren. „Dieses Jahr sind bereits 17 Betriebe von den Tötungsanordnungen der Veterinärämter betroffen, 14 davon direkt an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden, wo die Krankheit fast überhaupt nicht bekämpft wird“, sagte Reinhard Jung, Politikreferent der FREIEN BAUERN und selber Rinderhalter im brandenburgischen Lennewitz: „Insbesondere für die Milchviehbetriebe in der Grenzregion ist es unerträglich, ständig mit der Angst leben zu müssen, dass der Staat vom einen auf den anderen Tag ihr züchterisches Lebenswerk vernichten kann.“
Als Alternative zur Tötung kompletter Rinderherden schlagen die FREIEN BAUERN eine dreijährige Quarantäne vor, so Jung: „Das bedeutet, dass betroffene Betriebe die Erlaubnis für eine Schutzimpfung bekommen, dass sie in dieser Zeit kein Zuchtvieh vermarkten dürfen, dass sie ihre Tiere entweder durch Stallhaltung oder bei Weidehaltung mit einem doppelten Zaun absichern müssen und dass sie mit regelmäßigen Blutproben die Entwicklung des Infektionsgeschehens gegenüber dem Veterinäramt dokumentieren.“ Dieser durch ein umfangreiches Gutachten erfahrender Tierärzte unterlegte Vorschlag würde betroffenen Rinderhaltern die Möglichkeit eröffnen, ihre Herden durch unbelastete Nachzucht und gezielte Zukäufe über einen längeren Zeitraum aus eigener Kraft zu sanieren.
2019 hatten sich die FREIEN BAUERN für einen von der behördlichen Tötungsanordnung betroffenen Milchviehbetrieb in Aachen-Nütheim eingesetzt, der erst nach langwierigem Rechtsstreit und massiven Protesten aus Politik, Landwirtschaft und Stadtbevölkerung immerhin ein Drittel seiner Herde retten konnte. Jung: „Der damals erzielte Kompromiss zeigt, dass EU-rechtlich Spielräume bestehen. Umso unverständlicher, dass die Bundesregierung auf unseren damals erarbeiteten Vorschlag bislang nicht reagiert hat und nach wie vor an der tierschutzwidrigen Tötungspraxis festhält.“