Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, haben die umgehende Wiederaufnahme des Schlachtbetriebs am Schlachthof Tönnies in Rheda-Wiedenbrück gefordert. „Durch die staatlich angeordnete Schließung eines der größten deutschen Schlachthöfe stauen sich auf unseren Betrieben die Schweine mit der Folge eines dramatischen Preisverfalls“, kritisiert Peter Guhl, Mitglied der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN. Die Tiere müssten länger gefüttert werden, neue Ferkel könnten nicht aufgestallt werden. Die für die Corona-Zwangsmaßnahmen verantwortliche Bundesregierung müsse den Schweinehaltern deshalb die kompletten Mindererlöse gegenüber mit dem Vorjahr erstatten, fordert der 55jährige Landwirt aus Vorderhagen in Mecklenburg-Vorpommern.
Für absolut kontraproduktiv halten die FREIEN BAUERN die von den Behörden verlangten zusätzlichen Auflagen in Rheda-Wiedenbrück. „Unser Problem ist nicht Corona oder die angeblich mangelnde Hygiene bei Tönnies, unser Problem ist, dass in den letzten Jahrzehnten mit genau solchen übertriebenen Hygiene-Auflagen ein mittelständischer Schlachtbetrieb nach dem anderen zur Aufgabe gezwungen wurde“, beklagt Guhl. Wenn jetzt an einem der modernsten Schlachthöfe Europas umfangreiche technische Nachrüstungen angeordnet würden, gehe das nur vordergründig zulasten des milliardenschweren Konzerns, so der Bauernvertreter: „Am Ende kauft Tönnies die kleinen Schlachthöfe, die diese Anforderungen nicht werden erfüllen können, und baut seine Monopolstellung weiter aus.“
Die beherrschende Marktmacht weniger Konzerne ist nach Auffassung der FREIEN BAUERN der eigentliche Grund für die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse in der Fleischbranche, für den Preisdruck gegen die landwirtschaftlichen Betriebe und für die Krisenanfälligkeit des ganzen Systems. Guhl: „Wir brauchen kein Hygienekonzept von Tönnies, sondern wir brauchen ein Konzept zur Wiederherstellung eines funktionierenden Wettbewerbs von der Bundesregierung.“