FREIE BAUERN zum Jahrestag der Zwangskollektivierung: Wir brauchen die Obergrenze bei den Direktzahlungen jetzt

Denkmal für die Opfer der Zwangskollektivierung in KyritzDenkmal für die Opfer der Zwangskollektivierung in KyritzDie FREIEN BAUERN haben an den Abschluss der Zwangskollektivierung in der DDR vor sechzig Jahren erinnert und von der Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum bäuerlichen Familienbetrieb als der ökonomisch und ökologisch überlegenen Agrarstruktur verlangt. „Die ostdeutschen Großbetriebe sind 1960 durch Terror entstanden, wurden 1990 von alten Seilschaften in die neue Zeit gerettet und werden jetzt einer nach dem anderen an das Großkapital verschachert“, beschreibt Marco Hintze, Landessprecher der FREIEN BAUERN Brandenburg (Bauernbund Brandenburg) die Entwicklung: „Für unsere Dörfer ist das eine Katastrophe, wenn die Landwirtschaft fremden Leuten gehört. Wir brauchen endlich eine Politik für Bauernhöfe statt Agrarkonzerne.“

Konkret fordert Hintze eine Obergrenze bei den EU-Direktzahlungen und eine Bindung daran, dass sich die Betriebe im Eigentum von ortsansässigen Landwirten befinden. „Der EU-Agrarhaushalt soll dieses Jahr für die nächsten sieben Jahre neu verteilt werden – jetzt hätte die Bundesregierung die Möglichkeit, den Ausverkauf der Landwirtschaft zu bremsen und unsere bäuerlichen Familienbetriebe zu stärken“, so der 48jährige Ackerbauer und Mutterkuhhalter aus Krielow im Havelland: „Der Bauernbund Brandenburg hat hierzu einfache, wirksame und rechtssichere Vorschläge unterbreitet, die wir als deutschlandweite Interessenvertretung FREIE BAUERN intensiv weiterverfolgen.“ Die Bundesregierung ignoriere die ostdeutschen Probleme allerdings seit Jahren und sperre sich gegen jede Veränderung, bemängelt Hintze: „Sechzig Jahre nach dem Gewaltakt wird immer noch von gewachsenen Strukturen gesprochen, die angeblich besonders wettbewerbsfähig seien und auf die man Rücksicht nehmen müsse.“

Hintergrund: Von Mitte Januar bis zum 25. April 1960 zwang die kommunistische Diktatur die etwa 400.000 bis dahin selbständigen Bauern in Ostdeutschland mit brutaler Gewalt und Psychoterror, ihr Eigentum in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften einzubringen. Zahlreiche Landwirte entzogen sich der Kollektivierung durch Selbstmord oder Flucht in den Westen. Nach 1990 erreichte der Bauernverband als Rechtsnachfolger der sozialistischen Massenorganisation VDGB, dass die Politik die großen Genossenschaften auf vielen Gebieten (Vermögensauseinandersetzung, Altschulden, Treuhand-Flächen) begünstigte. Trotz dieser massiven politischen Benachteiligung in der Nachwendezeit werden heute rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Ostdeutschland von bäuerlichen Familienbetrieben bewirtschaftet. Weil unsere Bauernhöfe einfach besser sind.